Wir machten uns wie jeden morgen um viertel nach acht auf in den Hafen, machten die Boote klar und zogen uns vor dem Skippers Meeting um 9 schon um. Leon, wollte eigentlich berichten heute, fällt aber leider krankheitsbedingt aus.
Das Skippers Meeting war überwiegend spanisch und auch die englische Übersetzung half uns nicht wirklich, wie gut, dass Camilla nachfragte, fahren wir jetzt raus oder warten wir? Wir warteten. Die Wettfahrtleitung hielt uns per Telegramm auf dem Laufenden und schickte Messwerte und Videos vom Kurs. Um 11.05 ging dann Delta hoch und wir liefen aus, segelten uns ein wie immer bei strahlend blauen Himmel.
Bei ablandigem, stark drehendem Wind segelten wir zwei Wettfahrten. In der dritten Wettfahrt war Jessi ganz vorne mit dabei auf dem Vormwind und auch Tora und ich waren auf Platz 10 und 12, nachdem wir uns mit einer letzten Bö an einem großen Pulk vorbegeschlichen hatten. Doch dann starb der Wind. Das Race Comittee Boot erlöste uns mit Flagge November von dem Gedümpel. Obwohl wir vorne waren, hätten wir dieses Rennen so auch nicht beenden mögen.
Wir warteten eine Weile auf dem Wasser bis sich Stück für Stück der Südwind durchsetzte und Schaumkronen bildete. Diesmal kam ich gut oben an über die rechte Kreuzseite, aber verlor auf dem ersten Vormwind einige Schiffe, zweite Kreuz lief wieder gut, dieses Mal über die linke Seite und dann fuhr ich auch deutlich besser Halb- und Vormwind, nur Katja überholte mich auf dem Vormwind. Reacher ins Ziel und ich war ganz zufrieden mit dem Tag. Alle 3 Wettfahrten waren bessere Ergebnisse als die 5 Wettfahrten an den ersten beiden Tagen.
Zurück an Land musste ich noch protestieren, in der zweiten Wettfahrt wendete ein Spanier direkt nach dem Start, fuhr der Polin vor mir voll in die Seite und ich ließ aus Angst um das schicke neue Boot das Segel los und fiel ab, um hinter beiden herumzukommen. Kringel fahren trotz Kollision, macht kein Spanier…. Protest gewonnen und Alberto war ein sehr fairer Mitsegler, er organisierte mir und Tora als meiner Zeugin auch noch eine Portion Lasagne vom After-Race-Snack. Abends gab es mal kein Programm, in der Stadt war Carneval, aber wir waren zu müde, da der Tag doch recht lang war.
Der letzte Tag begann wie die vorherigen, Skippers Meeting um 9 Uhr und wieder verstanden wir nur Spanisch. Aus der Übersetzung wurde nicht klar, ob wir auslaufen oder warten. Also fragte ich eine Spanierin, doch die sagte zu meiner Verwunderung, das wurde auf Spanisch auch nicht gesagt. Also anziehen und abwarten und um 9.30 kam dann auch Delta. Wir waren direkt mit als erste auf dem Wasser.
Beim Einsegeln fuhr mein Boot hoch und schnell, obwohl es nur so 8kn Wind waren. Eigentlich mag ich etwas mehr Wind lieber. Egal, ich bin direkt am Schiff gestartet, umgelegt, sobald ich an der Ankerleine vom Startschiff vorbei war. Aber niemand fuhr mit mir mit. Also wendete ich zurück zum Feld, sobald ich freien Wind hatte. Das Boot lief super. Ich fuhr einfach intuitiv, machte zwei Wenden um Dreher mitzunehmen und etwa auf der Hälfte der Kreuz merkte ich, dass ich vermutlich in Führung bin. Mit zwei weiteren Wenden, war ich tatsächlich als erste in Luv, runter zum Gate. Mein Bauchgefühl sagte rechte Tonne und nicht den Luvbogen der Anderen mitfahren. Auf halber Strecke dachte ich, sie fahren mir in Luv durch. Doch dann bekam ich wieder Wind und hatte meinen Vorsprung sogar ausgebaut. Näher am Gate, sah ich dass die linke Tonne bevorteilt war, also Halse und vor dem Pulk um die Tonne rum, zweite Kreuz wieder das Boot einfach fahren lassen, ein paar Dreher mitnehmen. Nur direkt vor der Luvtonne fuhr ein Spanier weiter nach links, wäre ich bloß mitgefahren. Naja, einer durchgerutscht, aber das müsste ein gutes Ergebnis werden. Nur noch zwei Halbwinde und den Vormwind fahren, bei abflauendem Wind. Nicht wirklich meine Lieblingsbedingungen, aber ich scheine die Sache gut zu machen, denn an Tonne 2 war noch keiner vorbei. Auf dem Vormwind kamen Oskar und Camilla etwas dichter, aber auch nicht vorbei. Noch ein Halbwind und 100m vorm Ziel war langsam klar, krass ich schaff es als zweite ins Ziel zu fahren und ich fing an zu grinsen. Nach dem Ziel war Freude und Erleichterung riesengroß.
Aber bereit machen für das letzte Rennen, Essen, Trinken und weiter. Dieses Mal war es am Startschiff deutlich voller und es gab einen Gesamtrückruf und auch beim zweiten Versuch, kam ich dort nicht so gut raus, wie zuvor. In Luv hatte ich 10-15 Boote hinter mir, als ich um Tonne 1 ging, holte auf dem Vormwind aber ein Pulk auf, fuhr eine gute zweite Kreuz und Halbwind, aber verlor ein paar Boote auf dem zweiten Vormwind, der Halbwind zum Ziel war dank Winddreher, sehr spitz geworden und irgendwie doof zu fahren bei einsetzender Flaute, aber ich kam noch als 28. ins Ziel, direkt vor Tora. Wir dümpelten zurück in den riesigen Hafen und nahmen an der Einfahrt die Segel runter. Tora, Jessi und Katja wurden vom Startschiff mitgenommen. Ich mag nicht gerne geschleppt werden, also schaukelte ich weiter. Aber dann kam das Pin-End nochmal raus und schleppte nur mich bis zur Slipbahn. Schnell die Boote entsalzen und verpacken, noch einen Rest Paella abstauben und dann zur Siegerehrung. Per Telegramm kam schon ein Foto von der handgeschriebenen Auswertung der Damen und Herren und von der spanischen Meisterschaft. Ich stand nicht drauf, also gab ich Jessi mein Tshirt für die Siegerehrung. Nach ewigen Reden auf Spanisch, war die spanische Meisterschaft dran und danach die Damen. Auf einmal wurde ich aufgerufen bei den Damen als 10. Jules, der auf dem Zettel aufgeschrieben war, war ein Kerl, also war ich 10., Jessi 9. und Katja 8. und wir bekamen alle einen Plastikpokal als Souvenir.
Schnell noch alles andere in der Wohnung zusammenpacken und ins Auto bringen, Wasser und Verpflegung für die Fahrt einkaufen und die zwei übrig gebliebenen Pizzen, die wir von den Belgiern bekamen, aufessen und früh ins Bett. 4.00 Uhr klingelt der Wecker, um den weiten Heimweg anzutreten.
Viele Grüße
Anneke